Therapeutische Effizienz: Warum 100 % nicht immer das Ziel sein sollten
Digitalisierung und knappe personelle Ressourcen stellen das Gesundheitswesen vor Herausforderungen. Deshalb rückt Effizienz zunehmend in den Fokus. Ein Schlüsselaspekt dabei: die therapeutische Effizienz. Doch was misst diese Kennzahl – und was sagt sie tatsächlich über die Qualität und Wirtschaftlichkeit der Versorgung aus?
Was ist therapeutische Effizienz?
Die therapeutische Effizienz beschreibt das Verhältnis zwischen der geplanten Behandlungsdauer und der tatsächlich erbrachten Zeit. Mit anderen Worten: Welcher Anteil der eingeplanten Zeit wird für die Behandlung tatsächlich genutzt?
Formel: Therapeutische Effizienz (%) = tatsächliche Behandlungszeit / geplante Behandlungszeit × 100
Es handelt sich dabei nicht um eine qualitative Bewertung der Behandlung oder ihres Erfolgs, sondern um eine rein quantitative Betrachtung des Zeitmanagements.
Ein Beispiel:
Eine Therapieeinheit ist mit 60 Minuten angesetzt, dauert aber nur 45 Minuten.
Die therapeutische Effizienz beträgt hier 75 % (45 / 60 x 100 = 75 %).
Was zunächst nach Zeitersparnis klingt, stellt sich jedoch häufig als ungenutzter Leerlauf im Terminplan heraus.
Warum nicht einfach auf 100 % optimieren?
Es erscheint naheliegend, den wiederholt auftretenden Leerlauf zu eliminieren und die Behandlungszeit künftig beispielsweise auf 45 Minuten anzupassen. Doch eine durchgängig eng getaktete Terminplanung birgt erhebliche Risiken: Wenn einzelne Sitzungen mehr Zeit beanspruchen – etwa wegen Gesprächsbedarf oder höherem Therapieaufwand – gerät der Praxisablauf schnell ins Stocken. Die Konsequenzen reichen von längeren Wartezeiten für nachfolgende Patienten über erhöhten Zeitdruck im Team bis hin zu Einbußen in der Versorgungsqualität.
Zielwerte mit Weitblick definieren
Ein Effizienzwert von 100 % mag theoretisch optimal erscheinen, doch in der Praxis hat sich ein Zielwert von 80 bis 90 % bewährt. Er bietet ausreichend Flexibilität für Abweichungen im Therapiealltag, ohne vermeidbare Leerlaufzeiten zu riskieren. Zusammen mit einer systematischen Erhebung der Wartezeiten lässt sich so ein belastbares Gleichgewicht zwischen betriebswirtschaftlicher Effizienz und hoher Versorgungsqualität erreichen.
Woher kommen die Daten?
Die therapeutische Effizienz basiert auf der systematischen Erfassung von Zeitstempeln: Dazu zählen der Behandlungsbeginn, die tatsächliche Sitzungsdauer sowie die ursprünglich geplante Dauer. Diese Daten bilden die Grundlage für valide Auswertungen – vorausgesetzt, sie werden vollständig, konsistent und strukturiert dokumentiert.
Von der Kennzahl zur Steuerung: Wie cinify unterstützt
Mit cinify lassen sich Behandlungszeiten systemübergreifend zusammenführen, automatisch analysieren und in übersichtlichen Dashboards visualisieren. Die dokumentierten Zeitstempel liefern einen klaren Überblick über die therapeutische Effizienz. Sie bilden die Grundlage für fundierte Entscheidungen und gezielte Optimierung.
Fazit
Die therapeutische Effizienz ist mehr als nur eine Prozentzahl – sie liefert wertvolle Einblicke in Abläufe, Kapazitätssteuerung und Optimierungspotenziale im Praxisalltag. Wer auf realistische Zielwerte und eine strukturierte Datenerhebung setzt, kann Prozesse nachhaltig verbessern. Mit cinify gelingt das sowohl fundiert als auch weitgehend automatisiert.